Interview: Caladmor

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Im Spätsommer 2010 erschien mit „Midwinter“ das Debütalbum der Zürcher Gothic Folk Metaller Caladmor. Im Dezember ergab sich die Gelegenheit die Band erstmals live on Stage zu erleben. Grund genug, um etwas genauer nachzufragen und so wurde ich am 30. Dezember in den Bandraum von Caladmor eingeladen. In entspannter Atmosphäre und unter Anwesenheit der kompletten Band (!) ergab sich eine interessante Fragerunde. Doch lest selbst…

Folkmetal.at: Zuallererst bitte ich euch, die Band kurz der Leserschaft vorzustellen.

Hi, wir sind Caladmor! Der harte Kern, bestehend aus Maede (Drums, Vocals, Synth-Programming) und Nick (Gitarre, Backing-Vocals), spielt bereits seit 1999 zusammen. 2001 stiess Babs (Vocals, Lyrics) dazu, was die Geburtsstunde von Pale war. Maecka (Bass, Backing-Vocals) folgte 2005 und mit Plaeschy (Gitarre, Backing-Vocals) wurde das Line-up 2009 vervollständigt.

Folkmetal.at: Eine Band stellt ein sehr zeitintensives Hobby dar. Was macht ihr beruflich, wenn ihr mal nicht im Bandraum probt?

Barbara: Germanistikstudentin und Teilzeitangestellte

Maede: Gerade am Philosophiedoktorat und daneben Teilzeitangestellter

Plaeschy: Gelernter Treuhänder und derzeit auf Jobsuche

Maecka: Studierter Informatiker und momentan Softwareentwickler

Nick: Logistiker

Folkmetal.at: Folk / Pagan / Viking Metal erfreut sich derzeit ziemlicher Beliebtheit. Wie beurteilt ihr als aktive Band die Szene in der Schweiz?

Maede: Meiner Ansicht nach spielen immer nur die gleichen drei bis vier Bands. Für kleinere Bands wie wir eine sind, gibt es kaum Förderung und es ist enorm schwierig einen Supportplatz zu erhalten. Unter diesem Umstand leidet letztlich auch die Musikvielfalt. Manchmal macht es fast den Anschein als sei Experimentierfreudigkeit nicht wirklich erwünscht.

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Folkmetal.at: Existieren genügend Auftrittsmöglichkeiten? Würdet ihr gerne häufiger live spielen, wenn ihr Gelegenheit dazu hättet?

Maede: Wir würden gerne häufiger live spielen (2010 waren es 11 Auftritte). An Gigs in kleineren Clubs kommt man noch relativ einfach, aber um als Support einer grösseren Band spielen zu können, braucht man extrem viel Glück und/oder Beziehungen.

Maecka: Es dürften durchaus einige mehr sein…

Maede: …so 20 bis 30 Konzerte pro Jahr wären wünschenswert. Wovon ein bis zwei gerne etwas grössere Veranstaltungen sein dürfen.

Folkmetal.at: Was war das bislang grösste Publikum, vor welchem ihr gespielt habt?

Maede: Das war im Abart in Zürich vor ca. 400 Leuten, was allerdings schon ziemlich lange her ist…

Babs: …und damals noch mit komplett anderem Sound.

Folkmetal.at: Der Grossteil der Band war früher unter dem Namen Pale unterwegs, bevor 2009 die Umbenennung in Caladmor erfolgte. Was war der Grund für die Umbenennung und wieso fiel die Wahl des Bandnamens gerade auf Caladmor?

Babs: Wir haben ursprünglich einen Alternative-Metal/Grunge Mix gespielt. Der Stil entwickelte sich dann immer mehr Richtung Metal und als die Aufnahmen zu „Midwinter“ begannen, beschlossen wir den alten Namen, welcher stilistisch nicht mehr wirklich passte, abzulegen.

Maede: Ausserdem gibt es noch einige weitere Bands mit dem Namen Pale, was eine gewisse Verwechslungsgefahr mit sich brachte.

Babs: Der Name stammt aus Tolkiens Sindarin (Sprache der Grauelben, Anm. des Verfassers) und bedeutet „Dunkles Licht“, was unseren Sound ziemlich gut umschreibt.

Maede: Es ist gar nicht so einfach einen Bandnamen zu finden, der noch nicht existiert. Eine Kunstsprache eignet sich da natürlich hervorragend. Und was Amon Amarth kann, dass können wir auch…

Folkmetal.at: Kommen wir auf euer Debütalbum „Midwinter“ zu sprechen: Wie seid ihr bisher mit den Resonanzen zufrieden?

Nick: Da das Album keinem einheitlichen Stil frönt, waren wir positiv überrascht, dass es relativ gut aufgenommen wurde.

Maede: Gerade die Musikjournalisten haben mich überrascht. Ich habe erwartet, dass die ein sehr ausgeprägtes Schubladendenken aufweisen und deshalb mit „Midwinter“ nicht allzu viel anfangen können. 70 – 80% der Reviews waren eher positiv, was für mich beweist, dass gute Musik auch losgelöst von Kategorisierungen berührt.

Maecka: Im Metal muss es derzeit vor allem extrem schnell und technisch sein. Wir sind jedoch eher in der Melodie bzw. den Kompositionen zu Hause. Daher freuen wir uns umso mehr, dass die Reaktionen mehrheitlich positiv ausfielen.

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Folkmetal.at: Es werden sehr verschiedene Themenbereiche (z. B. nordische Mythologie bei „Nornengesang“, fröhliches Trinklied „Ode to Oblivion“) auf „Midwinter“ besungen. Besteht dennoch ein grösseres Konzept dahinter?

Babs: Ein Konzept unter dem Begriff „Midwinter“ war nie geplant. Mich bewegen allerdings immer etwa die gleichen Themenkreise: Einerseits eine (kritische) Betrachtung, was um uns und in der Welt geschieht, andererseits Sagen und Märchen…

Maede: …welche aber auch einen aktuellen und manchmal gar politischen Gehalt aufweisen…

Babs: Genau! Dadurch lassen sich die beiden Kreise auch gut miteinander verbinden. Daneben hast du dann noch das Sauflied: Als ich dieses geschrieben habe, war ich gerade in der entsprechenden Stimmung. Gleichzeitig ergibt sich dadurch aber auch ein schöner Kontrast zu den ernsteren Songs.

Folkmetal.at: Ihr integriert sehr unterschiedliche Stilelemente in euren Sound. Rührt dies daher, dass eure musikalischen Einflüsse derart vielfältig sind oder was sind die Gründe für diesen enormen Abwechslungsreichtum?

Maede: Ja, ich glaube das ist so! Obwohl Babs und ich bei den meisten Songs das Grundgerüst geschrieben haben, kann man die Handschrift jedes Einzelnen erkennen. Man geht zwar schon jeweils mit einer fixen Idee an einen neuen Song heran. Doch dann kommt ein anderes Bandmitglied und bringt sein Ding rein und so entsteht ein Track, der von den verschiedensten Einflüssen lebt. Letztlich ist unser Stilmix in den Vorlieben des Einzelnen begründet. Während ich mich eher im Bereich Viking-Metal tummle, ist Maecka der Nu-Metaller, Babs wiederum kommt aus der Klassik usw.

Folkmetal.at: Mit Päde Kistler von Eluveitie konntet ihr einen illustren Gastmusiker (Dudelsack bei 1405 A.D.) gewinnen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Maede: Eigentlich war geplant, dass Chrigel Glanzmann von Eluveitie auf dem Album mitspielt. Da dieser aber nie Zeit fand, stellte unser Produzent George Necola den Kontakt zu Päde Kistler her, worauf aus der Flöte ein Dudelsack wurde.

Babs: Er hat durchaus auch einen gewissen Ehrgeiz gezeigt und spielte den Track mehrmals ein, da er mit dem jeweils vorhergehenden Ergebnis unzufrieden war.

Folkmetal.at: Was hat es mit der Jahreszahl 1405 auf sich?

Maede: Damals war die Schlacht am Stoss. Die Appenzeller (Appenzell = Kanton der Schweiz, Anm. des Verfassers) gaben dem Abt von St. Gallen und dessen verbündeten Habsburgern ordentlich eins auf die Kappe. Der Song ist jedoch nicht unbedingt patriotisch zu verstehen, sondern es geht viel mehr um ein sehr aktuelles Thema, nämlich der Widerstand eines Volkes gegen Unterdrückung.

Folkmetal.at: Wer ist bei euch für’s Texten bzw. Songwriting zuständig? Geschieht dies in Personalunion eines Einzelnen oder handelt es sich um einen demokratischen Prozess der ganzen Band?

Nick: Die Texte kommen primär von Maede und Babs, beim Riffing sind alle involviert. Im schlimmsten Fall wird abgestimmt, was aber nur sehr selten vorkommt.

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Folkmetal.at: Bei eurem letzten Konzert in Worblaufen (CH) als Vorband von Finsterforst habt ihr zwei neue Songs („Secret of the Moon“ und „Curse of the Gods“) präsentiert. Ein erster Vorgeschmack auf ein zweites Album? Gibt es allenfalls schon weiteres Material?

Maede: Es gibt 24 Songideen, welche derzeit mit Arbeitstiteln versehen sind.

Babs: Geplant ist, im Sommer/Herbst 2011 das Studio zu entern.

Maede: Es gibt diesbezüglich allerdings noch zwei Unsicherheitsfaktoren: Ich habe mir den Ellenbogen zersplittert und muss die Schrauben entfernen lassen. Wir werden dann sehen, ob ich zum geplanten Zeitpunkt im Stande bin die Drums einzuspielen. Des Weiteren wird Maecka drei bis vier Monate auf Weltreise sein, was den Studiotermin ebenfalls etwas verzögern könnte. Glücklicherweise gibt es diesbezüglich keine Vorgaben vom Plattenlabel. Unser Deal läuft noch über das nächste Album und danach schauen wir weiter.

Folkmetal.at: Generelle Pläne/Aussichten für die Zukunft? Gibt es bald eine Tour, welche euch evtl. auch ins Ausland führt?

Plaeschy: Evtl. eine Kurztour in Frankreich, da von Seiten eines französischen Veranstalters Interesse signalisiert wurde.

Maede: Das Problem ist, dass ein kleiner Veranstalter es sich nicht leisten kann, eine Band aus der Schweiz einfliegen zu lassen, was wiederum bedeutet, dass wir letztlich draufzahlen müssten.

Nick: Das Hauptaugenmerk liegt derzeit schon auf dem Schreiben neuer Songs für das zweite Album. Dazwischen werden wir aber sicherlich einige Gigs in der Schweiz absolvieren.

Folkmetal.at: Babs, ich kann mir vorstellen, dass man es als Dame nicht immer leicht hat in der Metal-Szene. Was sind deine diesbezüglichen Erfahrungen? Oder empfindest du dies gar nicht so?

Babs: On Stage gibt es da überhaupt keine Probleme. Vorurteile existieren teilweise in Zusammenhang mit unserer Musik, da „female fronted“ nicht mehr erwünscht ist. Oftmals verschwinden diese jedoch sobald uns die entsprechende Person gehört hat.

Folkmetal.at: Stichwort illegale Downloads. Viele Bands bzw. die Musikindustrie insgesamt haben damit zu kämpfen. Die einen verteufeln es, die anderen nutzen diese Möglichkeit gar als Werbung in eigener Sache. Wie steht ihr dazu?

Nick: Es ist eine Erscheinungsform des Zeitgeistes und letztlich nicht zu verhindern.

Maede: Ich bin überzeugt, dass der Grossteil der Leute, welche das Album downloaden, dieses sowieso niemals kaufen würde. Es ist ein Trugschluss, dass dadurch ein grosser finanzieller Schaden entsteht.

Babs: Wir erwarten eh nicht, dass wir von der Musik leben können. Somit ist es eigentlich eher Werbung für uns.

Folkmetal.at: Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen euch alles Gute für die Zukunft. Die letzten Worte gehören euch….

Babs: Euch vielen Dank! Es ist toll, dass es in der heutigen Zeit solche Plattformen wie folkmetal.at noch gibt.

Maede: Geht auf unsere Homepage, kauft die CD, kauft T-Shirts, am Besten gleich mehrmals (lacht).

Das Interview führte Wallace von Folkmetal.at im Jänner 2011

Weitere Informationen über Caladmor:

Offizielle Seite von: Caladmor

My Space Seite von: Caladmor

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